Zusammen mit den Grünen haben wir eine Anfrage an die Stadtverwaltung bezüglich einer vom Verein Multicore geplanten Musikzentrale am Güterbahnhof gestellt. Hier nun die Antworten:

Sehr geehrte Frau Stadträtin, sehr geehrter Herr Stadtrat,

vielen Dank für Ihr Schreiben vorn 26.09.2019, das Herr Oberbürgermeister Horn zur Beantwortung an mich weiter geleitet hat. Auf die Zwischennachrichten vom 27.09.2019 sowie vom 24.10.2019 nehme ich Bezug.

Frage 1: Wie ist der aktuelle Stand der Gespräche mit Multicore und anderen Akteur*innen bezüglich einer möglichen Musikzentrale am Güterbahnhof?

Vor einer konkreten Beantwortung der Frage. möchte ich in Zusammenhang mit den laufenden Planungen auf dem Güterbahnhofareal eingangs kurz auf zwei maßgebliche andere Nutzungen eingehen, die auf Anregung des Bürgervereins Brühl-Beurbarung für den Güterbahnhof Nord seit Längerem im Gespräch sind. Es handelt sich dabei um die Anlage eines Bolzplatzes und eines Quartierstreffs, also um sog. Gemeinbedarfsflächen, die nachzuweisen sind, um den dort lebenden Menschen eine soziale Interaktion zu ermöglichen. Die Realisierungsmöglichkeit hierfür wurde im Rahmen eines funktionalen Testentwurfs auf einem Grundstück im südwestlichen Bereich des Güterbahnhofareals (konkret: Baufeld D4) im August 2018 überprüft, grundsätzlich für machbar gehalten und stellt somit die Ausgangslage dar.

Auf Anregung der FWTM/Popsupport, als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Musikszene, wurde die Einrichtung von Proberäumen für Musikbands als weitere Nutzungsanforderung dem erwähnten Testentwurf vorgegeben.

Das Ergebnis des Testentwurfs mit insgesamt 20 Proberäumen und einem Tonstudio wurde dem Verein Mulitcore im September 2018 vorgestellt. Für die Vertreter*innen von Multicore war das Ergebnis des Testentwurfs jedoch nicht zufriedenstellend, da aus Sicht des Vereins noch zu wenig Proberäume vorgesehen wurden und eine für Konzerte notwendige Veranstaltungsfläche nicht im Entwurf enthalten war.

Der Verein Mulitcore hat daraufhin im Oktober 2018 ein Konzept für eine Musikzentrale vorgelegt, das Proberäume auf einer Gesamtfläche von 1.000 m2, eine Veranstaltungsfläche, einen Musikertreff mit 600 m2, ein Tonstudio mit 75 m2‚ eine Künstlerwohnung mit 80 m2‚ Vereinsgastronomie für 200 Besucher_innen‚ die Einrichtung eines Multicore Musikbüros und diverse Nebenflächen (Hausverwaltung, Techniklager, Sanitär usw.) vorsieht.

Unter (Teil-)Berücksichtigung dieses Konzeptes sowie der o.g. Rahmenbedingungen bzw. des Grundstückzuschnitts wurden weitere Planvarianten beauftragt. Im Ergebnis hat sich jedoch deutlich gezeigt, dass das Konzept von Multicore ergänzend auf dem Grundstück nicht zu realisieren sein wird. Auch die Kostenschätzungen waren hierbei mehrfach zu modifizieren. Der Verein Mulitcore wurde im Mai 2019 von der Verwaltung über die FWTM angefragt, die absoluten Mindestanforderungen seines Konzeptes zu benennen.

Anfang Juli 2019 hat der Verein Mulitcore seine Anforderungen aus dem Konzept von Oktober 2018 nochmals schriftlich bestätigt und ausgeführt, dass seiner Meinung nach eine Zahl von 35 Proberäumen – wenn irgend möglich – nicht unterschritten werden sollte, da der tatsächliche Bedarf an Räumlichkeiten deutlich höher liege.

Aufgrund verwaltungsinterner Abstimmungsbedarfe und Planüberlegungen, u.a. zu planungsrechtlichen Fragen (Schallschutz, Stellplatzanforderungen) und zur Kostenoptimierung der Testentwürfe, haben zuletzt keine weiteren Gespräche zwischen Multicore und Verwaltung stattgefunden. Aktuell haben sich aufgrund der höheren Baudichte sowohl weitere Nutzungsbedarfe (Jugendtreff) als auch rechtliche und finanzielle Fragestellungen in Zusammenhang mit dem städtebaulichen Vertrag ergeben, die zunächst noch näher zu definieren bzw. zu klären sind.

Die Bauverwaltung ist gemeinsam mit der FWTM / Popsupport, den Dezernaten II und III damit befasst, auf diese Fragen so schnell wie möglich eine Antwort zu finden. Ziel ist nach wie vor, zumindest teilweise die Bedarfe von Multicore auf dem Baufeld D4 des Güterbahnhofes zu realisieren.

Inwieweit der Verein Multicore mit anderen Akteuren auf dem Gelände des Güterbahnhofes zu dem Thema im Gespräch ist, ist der FWTM / Popsupport bzw. der Verwaltung nicht bekannt.

Frage 2: Wie ist der aktuelle Planungsstand für das entsprechende Grundstück? Welche anderen Nutzungen für das Grundstück sind zusätzlich vorgesehen?

Das Baufeld D4 befindet sich im Umgriff des Bebauungsplanverfahrens zur 4. Änderung des 2. Teilbebauungsplanes, über die mit Aufstellungsbeschluss im BaUStA am 27.11.2019 entschieden wurde.

Planungsrechtlich könnten die oben genannten Nutzungen (also Bolzplatz und Quartierstreff) auf dem Grundstück umgesetzt werden. Weitere mit den künftigen Festsetzungen der Bebauungsplanänderung verträgliche Nutzungen (z.B. Jugendtreff) werden aktuell von der Verwaltung geprüft. In diese Prüfung werden als weitere Nutzung auch Proberäume mit einbezogen.

Frage 3: Wann ist die Befassung der gemeinderätlichen Gremien mit dem Projekt geplant?

Eine Befassung des Kulturausschusses oder des BaUStA (hier losgelöst von der 4. Änderung des 2. Teilbebauungsplanes) mit dem „Projekt Musikzentrale“ ist abhängig vom Ergebnis der weiteren Prüfung.

Frage 4: Wie ist die Situation bzgl. der Proberaumsituation in der Stadt Freiburg? Welchen Gesamtbedarf gibt es und welchen Beitrag könnte eine Musikzentrale leisten, diesen Bedarf zu decken?

Seitens des Popbeauftragten der FWTM wird eine Datei mit nach Proberäumen suchender Bands geführt („dynamische“ Liste), in der aktuell 54 Bands registriert sind. Es ist davon auszugehen, dass noch mehr Musikschaffende als vorgemerkt eine Probemöglichkeit suchen. Des Weiteren gibt es Bands, die eigentlich gerne in Freiburg proben würden, aus der Not heraus jedoch zum Proben in das Umland ausgewichen sind (z. B. Waldkirch-Kollnau, Bremgarten). Die im Konzept von Multicore angedachte Zahl von mindestens 35 Proberäumen könnte nach Einschätzung des Popbeauftragten den Bedarf wahrscheinlich decken, beinhaltet aber auch das Risiko anfänglichen oder partiellen Leerstands. Der Erfolg einer Musikzentrale hängt aus Sicht des Popbeauftragten u.a. vom Mietpreis und von der Atmosphäre der Räumlichkeiten ab.

Aus Sicht des Kulturamtes ist der Bedarf an Proberäumen nach dem Wegfall mehrerer Proberaummöglichkeiten in den letzten Jahren, wie am Güterbahnhof oder bei der Breisgau Milch, unstrittig. Eine Musikzentrale könnte grundsätzlich einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese Situation wieder zu verbessern. Das Kulturamt begrüßt jede Initiative, die sich aktiv darum bemüht, Lösungen und Wege aufzuzeigen, wie der Probenraummangel vermindert werden kann. Es ist ebenfalls ein sehr sinnvoller Ansatz, konzeptionell nicht nur über die alleinige Schaffung von Räumen zum Proben nachzudenken, sondern weitere Bedarfe der Musikszene zu benennen und mögliche Synergien aufzuzeigen. Aus Sicht des Kulturamtes rückt dann jedoch der Aspekt, welche Förderziele im Bereich der Musik durch ein solches Gesamtprojekt erfüllt werden könnten, in den Fokus. Damit steigen auch die kulturpolitischen Abwägungen, welche Förderziele in welchem Umfang sinnvoll sind, wie sie priorisiert werden sollten und auf welche Weise sie effizient und zielgerichtet umgesetzt werden können. Gleichzeitig steigt auch die Anforderung an die wirtschaftlich relevanten Kriterien von der Finanzierung bis zur Organisationsstruktur. Inwiefern das vom Verein Multicore erarbeitete Gesamtkonzept diese Anforderungen erfüllt, muss zunächst in einem weiteren Schritt durch das Kulturamt beurteilt werden. Wesentlicher Bestandteil der weiteren Prüfungen wird daher auch das derzeit noch ausstehende Betreiberkonzept mit Finanzierungsvorschlag des Vereins Multicore sein müssen.

Grundsätzlich steht das Kulturamt in allen Sparten zur Verfügung. um sich mit Konzepten zur Verbesserung der kulturellen Infrastruktur aktiv und beratend auseinanderzusetzen, so geschehen in der Vergangenheit zum Beispiel beim Südufer oder dem Literaturhaus.

Fazit: Sobald die unter Frage 1 erwähnten Fragestellungen abschließend verwaltungsintern geklärt sind, wird zunächst die Bauverwaltung gemeinsam mit dem Popbeauftragten und dem Kulturamt ein weiteres Gespräch mit dem Verein Multicore führen.