In der Gemeinderatssitzung am 02.02.21 wurde der Startschuss für den Neubau der Gemeinschaftsschule Dietenbach gesetzt. In seiner Rede erklärt Ramon Kathrein, warum wir die Chance nutzen müssen, hier endlich richtige schulische Inklusion zu ermöglichen.
Sehr geehrter Oberbürgermeister,
liebe Anwesende,
Die Gemeinschaftsschule Dietenbach hat das Potential, weit über Freiburgs Grenzen hinaus Maßstäbe für die gemeinsame Beschulung von behinderten und nicht behinderten Kindern zu setzen.
Warum ist das so? Wir wissen alle, dass wir, wenn wir heute von Wahlfreiheit der Eltern sprechen, ob ihr Kind ein SBBZ oder eine Regelschule besuchen soll, von einer Wahlfreiheit auf dem Papier sprechen. In Wahrheit sind die Gegebenheiten an Regelschulen dermaßen schlecht, dass es sich nur Eltern, die unfassbar viel eigene Ressourcen mobilisieren können, wirklich erlauben können, ihr Kind inklusiv zu beschulen. Daran trägt die Landesregierung und allen voran die Kultusministerin eine Hauptschuld, denn sie hätte es in der Hand, diese systembedingten Nachteile zu verändern.
Baden-Württemberg hat mit Bayern die mieseste Inklusionsquote in ganz Deutschland und das ist kein Versehen. Wenn aber nun das Land bei der Inklusion versagt, muss die Kommune zwangsläufig einspringen und zeigen, dass die Menschen diesem Thema mehr Bedeutung beimessen als die Landespolitik vermutet.
Wir haben bei einem Schulneubau die Möglichkeit, die besten Voraussetzungen zu schaffen, die es räumlich für die Inklusion braucht und somit ein einem SBBZ ebenbürtiges Beispiel zu schaffen, welches zum ersten Mal tatsächliche Wahlfreiheit ermöglicht. Natürlich muss die Schule dann im zweiten Schritt auch konzeptionell und personell entsprechend mit Leben gefüllt werden.
Bis dahin wünschen wir uns aber, dass ein Expert*innengremium, welches auch den Behindertenbeirat und die Beauftragte für Menschen mit Behinderung einschließt, von Anfang an in die Planungen eingebunden ist. Die Verwaltung hat uns zugesichert, möglichst viele Punkte aus dem Positionspapier des Behindertenbeirats umsetzen zu wollen und aus den räumlichen Gegebenheiten das bestmögliche herauszuholen, um Differenzierungsräume, Rückzugsmöglichkeiten, Räume für Therapie und Heilbehandlungen zu schaffen, sodass wir hier von einer Schule sprechen können, deren räumliche Gegebenheiten mit denen eines SBBZs mithalten können. Wir werden diesen Prozess gerne konstruktiv begleiten und freuen uns riesig darauf, diese Schule mit Leben zu füllen.