Am Montag öffnet der Spätkauf im Stühlinger zum letzten Mal seine Türen. Freiburg verliert damit nicht nur ein Stück Großstadtflair. Der Späti war auch ein wichtiger Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Engagements. Leider waren alle politischen Versuche diesen gerade für junge Leute wichtigen Ort vor der Schließung zu bewahren erfolglos. Obwohl die Betreiber*innen des Späti immer wieder auf Anwohner*innen zugegangen sind und auch viel Unterstützung aus dem Viertel erfahren haben, musste sich letztlich der Vermieter des Ladenlokals dem anwaltlichen Druck einzelner Anwohner*innen beugen und eine Kündigung aussprechen.

Das Beispiel Späti zeigt, dass Freiburg noch immer in vielen Bereichen eine große Kleinstadt ist, wir werden jedoch weiter dafür kämpfen, dass sich unsere Stadt zu einer kleinen Großstadt weiterentwickelt und ziehen daher politische Schlüsse aus dieser kleinbürgerlichen Provinzposse:

  1. Ein Späti lässt sich vielleicht wegklagen, das Bedürfnis sich im öffentlichen Raum auch in den Abendstunden zu treffen jedoch nicht. Es braucht daher Orte in Freiburg, wo sich Jung und Alt aufhalten können, Freunde treffen und auch das ein oder andere Bier trinken. Solche Orte müssen proaktiv gesucht werden. In Baugebieten wie Dietenbach erwarten wir, dass schon in der Planung auf dieses Bedürfnis eingegangen wird, um mögliche Konflikte von vorneherein zu verhindern.
  2. Gerade auch durch die Corona-Pandemie zeigt sich, dass die Bürger*innen wieder vermehrt ihren öffentlichen Raum zurückerobern. Das wollen wir zum Beispiel mit entsprechender Stadtmöblierung unterstützen und nicht ausbremsen.
  3. Es braucht eins, zwei, drei, vier, viele Spätis! Wenn es mehr Angebote gibt, verteilen sich auch die Kund*innen besser im Stadtgebiet.
  4. Orte der Kultur und des Nachtlebens müssen unterstützt und erhalten werden. Zu viele haben in den letzten Jahren den Betrieb einstellen müssen. Als junge, bunte und lebendige Stadt können wir nicht weiter tatenlos zusehen.

Wir bedanken uns beim Betreiber*innenkollektiv des Spätis für das Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, immer wieder mit Anwohner*innen das Gespräch zu suchen. Wir hoffen, dass sich noch neue Möglichkeiten für diese wichtige Freiburger Institution auftun.