Sehr geehrter Oberbürgermeister, 

www.jupi-freiburg.de Foto: Felix Groteloh

liebe Damen und Herren,

heute stimmen wir über die Polizeiverordnung für das neue Stadion am Wolfswinkel ab. Der Sport-Club Freiburg bekommt eine neue Spielstätte, so haben es die Freiburger Bürgerinnen und Bürger in einem demokratischen Prozess entschieden. Die SC Fans, die maßgeblich an dem guten Ruf des Sport-Club Freiburgs als sympathischer Verein beteiligt sind, bekommen eine neue Heimat. 

Was ist besonders wichtig, wenn man ein neues zu Hause bezieht? 

Dass alle sich dort wohlfühlen. Dafür ist natürlich der SC Freiburg zuständig. Doch auch wir tragen mit der heutigen Abstimmung Verantwortung dafür. 

Warum? 

Weil eine Polizeiverordnung nicht nur ein ordnungspolitisches Element ist, das eine wichtige Grundlage für sicherheitsrelevante Fragen und einen Handlungsrahmen bietet. 

Sie vermittelt denen, für die sie gilt, auch eine Botschaft. Denn sie schränkt Rechte, die Bürgerinnen und Bürger in anderen öffentlichen Räumen haben, ein. Sie fordert sie heraus, sich an erweiterte Regeln zu halten und droht zum Teil erhebliche Sanktionen an. Wichtig zu verstehen ist, dass es sich um präventive Maßnahmen handelt. Das heißt: Wir antizipieren ein Verhalten und schränken Rechte und Freiräume anlassunabhängig vorsorglich ein. 

Das neue Stadion kann nur dann die Chance für eine positive Veränderung des seit vielen Jahren angespannten Verhältnis zwischen Polizei und Fans bieten, wenn beide Interessenslagen berücksichtig werden. Das Sicherheitsbedürfnis einerseits, der Wunsch nach Freiräumen andererseits. Für Fans müssen substanzielle Veränderungen sichtbar werden.

Deshalb appellieren wir an Sie: Stimmen Sie unseren Anträgen zu! 

Die Herausnahme des Wolfsbucks aus dem Geltungsbereich der Polizeiverordnung bietet Fußballfans eine nicht-kommerzielle Aufenthaltsmöglichkeit in der Nähe des Stadions im durchkommerzialisierten Fußball-Business. Es muss auch in Stadionnähe Räume geben, wo selbst mitgebrachte Getränke problemlos konsumiert werden können. Gerade für Menschen mit geringerem Einkommen, Studierende und Jugendliche sind solche Räume essenziell.  Das gilt natürlich auch für die Polizeiverordnungen, die das Möslestadion und das Schwarzwaldstadion betreffen.

Die Herausnahme der Sanktionierung beim Werfen von Flüssigkeiten  aus dem Katalog der Ordnungswidrigkeiten ist die Möglichkeit, Aufklärung als wirkungsvolle Maßnahme zu erproben und hier der Fanszene auch ein Vertrauensvorschuss zu gewähren.

Die Einbindung professioneller Fanarbeit, eine verbindliche Evaluation und die Bereitstellung von städtischer Infrastruktur für Toiletten und kostenfreies Trinkwasser sind für ein angenehmen Stadionerlebnis für Alle unerlässlich.

Wir freuen uns über jede weitere Stimme aus Ihren Reihen. Sollte sich in der Evaluation zeigen, dass dieser Vertrauensvorschuss nicht angemessen war, kann man gegebenenfalls ja immer noch nachsteuern.

Wir wollen Fußballfans die Botschaft senden, dass wir sie nicht pauschal zum Sicherheitsrisiko erklären. Dass wir die bunte und kreative Fankultur in Freiburg wertschätzen. Dass es sich immer lohnt, in den Dialog zu treten, den diplomatischen und konstruktiven Weg zu gehen. Auch wenn er – wie wir wissen – sehr anstrengend sein kann. 

Wir haben heute die Chance, Fußballfans und unserer Stadtgesellschaft zu zeigen, dass wir es sind, die verantwortungsvoll zwischen Sicherheits- und Freiheitsbedürfnissen abwägen. 

Ergreifen Sie bitte diese einmalige Chance!