Wenn ich mir die Projektskizze der Bewerbung auf die Modellregion Freiburg durchlese, denke ich bei jedem Punkt Ja, Ja und noch einmal Ja. Als nächstes denke ich, warum erst jetzt, warum nicht schon vor 20 Jahren? Natürlich hat das damit zu tun, dass der öffentliche Nahverkehr in den letzten Jahrzehnten von den jeweiligen Verkehrsminister*innen nicht ansatzweise ernstgenommen und deshalb sträflich vernachlässigt wurde.
Ein funktionierendes und attraktives ÖPNV-Netz zu etablieren und zu gestalten verschlingt enorme Summen, die von den Kommunen und Landkreisen allein nicht ansatzweise finanziert werden können. Die nun skizzierten Ideen sind allesamt nicht wirklich neu, aber zum ersten Mal sind sie nun tatsächlich in die Reichweite einer Finanzierbarkeit gerückt.
Wir brauchen ein flexibles ÖPNV-System mit flexiblen Elementen, sog. On-Demand-Angeboten, also z.B. Anrufsammeltaxis, die sich einfach über eine App anfordern lassen und den Nutzer*innen fünf Minuten vor ihrem Eintreffen bescheid geben, so wie es bei ganz normalen Taxis seit Jahren Standard ist. Ebenso brauchen wir attraktive Umstiegspunkte auf den Nahverkehr, gerade an den leicht mit dem Auto erreichbaren Bahnstationen im Umland, mit Ladepunkten für E-Autos, Fahrrad- und Car-Sharing-Systemen. Nur wenn diese Knotenpunkte intelligent gestaltet werden, kann es gelingen, dass Menschen freiwillig auf das Auto verzichten. Es könnte dann künftig heißen, mit dem E-Bike vom oberen Münstertal zum Umstiegsknoten Münstertal Bahnhof oder nach dem Konzertbesuch in Freiburg nachts mit Bahn und Sammeltaxi zurück nach St. Ilgen.
Natürlich braucht es für den konsequenten Umstieg von mehr Menschen auf den ÖPNV gerade auf den Zugstrecken auch eine entsprechende Kapazitätserweiterung und Steigerung der Zuverlässigkeit.
Wenn wir tatsächlich einen signifikanten Rückgang der Privat-PKWs erreichen wollen, reichen die jetzt angestoßenen Verbesserungen immer noch längst nicht aus und wir sind auf eine weitere massive Ausweitung der S-Bahn-Kapazitäten angewiesen.
Über all dem darf natürlich die Barrierefreiheit nicht vergessen werden. Es warten noch hunderte von Bushaltestellen auf einen barrierefreien Umbau, die Fahrzeugflotte muss gerade auf dem Land in großen Teilen modernisiert werden, und bei den digitalen Informationsangeboten darf barrierefreie Kommunikation nicht zu kurz kommen.
Jetzt heißt es aber erst einmal Daumendrücken und einen großen Dank an die verantwortlichen Akteure vom ZRF, VAG, Stadt und Landkreisen auszusprechen. Wir wollen natürlich Teil dieser Modellregion sein und hoffen daher auf einen positiven Bescheid vom Bund.