Bei einem Treffen von lokalen Expert*innen der kommunalen Wirtschaft, initiiert von der Stadt Freiburg waren hauptsächlich Männer am Reden. Das störte uns und wir haben eine Anfrage zum Thema der Parität gestellt. Hier die Antworten der Stadt:

1.    Wie viele Frauen* wurden von der Stadt Freiburg aus dem Bereich der freien Wirtschaftzum Vernetzungstreffen eingeladen?

Die Stadt Freiburg hat nicht nach Geschlecht, sondern nach Funktion eingeladen. Ziel des Austausches war es, von ausgewählten Kammern, Verbänden und Insti- tutionen zu erfahren, wie diese die Corona-Pandemie erleben, bewältigen und mit welchen Folgengerechnet werden muss. Parameter war der Bezug zur Stadt Frei- burg sowie eine gewisse Größe bzw. Mitgliederstärke und auch der Bezug zu der oben genannten Fragestellung.

Die Herren Prof. Dr. Dr. Lars Feld, Vorsitzender des Sachverständigenrates, und Andreas Finke, Leiter Agentur für Arbeit Freiburg, wurden aufgrund ihrer ausge- wiesenen Expertise zur Einschätzung der makroökonomischen Lage bzw. des Ar- beitsmarktes zu einemseparaten Impuls eingeladen. Im Nachgang waren alle ein- geladenen Wirtschaftsvertreter_innen gebeten ihre Einschätzung mitzuteilen. Für die Vertreter_innen des Gemeinderates bestand die gesamte Zeit die Möglichkeit inhaltliche Fragen zu stellen.

1.    Welche Ideen hat die Stadt, um das Geschlechterverhältnis bei zukünftigen Treffen ausgeglichener zu gestalten und auch weibliche Expert*innen zum Beispiel durch dieMöglichkeit eines kurzen Vortrags oder Ähnlichem einzubinden?

Ob die eingeladenen Institutionen bei zukünftigen Treffen weibliche Expert*innen zu Vorträgen oder Ähnlichem entsenden ist in der Verantwortung dieser Institutio- nen und nichtder Stadt. Dies gilt auch für die zugeschalteten Fraktionen.

2.    Welche Maßnahmen ergreift die Stadt, um Gleichstellung auch in der lokalen Wirtschaft weiter zu fördern?

Die Stadt Freiburg bietet seit über 35 Jahren mit der Stelle zur Gleichberechtigung der Frau,seit über 25 Jahren mit der Kontaktstelle Frau und Beruf und seit 15 Jah- ren über die Geschäftsstelle Gender Mainstreaming, Rat und Tat, wie Gleichstel- lung von Frauen und Männern weiter vorangebracht werden kann. Dies ist zum Beispiel ausführlich in einer Dokumentation über den Fachkongress „Gleichstel- lung. Macht. Zukunft.“ dargelegt und kann unter www.freiburg.de abgerufen wer- den.

Insbesondere die Kontaktstelle Frau und Beruf kooperiert mit der lokalen Wirt- schaft, umbedarfsgerechte Angebote zu schaffen und bessere Rahmenbedingun- gen für die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erreichen. Sie engagiert sich in regio- nalen und überregionalen Arbeitskreisen und Gremien für die beruflichen Belange von Frauen und unterstützt Frauennetzwerke und -organisationen. Die Kontakt- stelle Frau und Beruf informiert und berät, initiiert und koordiniert geeignete Maß- nahmen zur beruflichenChancengleichheit.

3.    Welche Maßnahmen sind nach der fachlichen Expertise der Frauenbeauf- tragten geeignet, um die Gleichstellung von Frauen* auf Ebene der lokalenWirtschaftsverbände und -institutionen voranzutreiben?

Lokale bzw. regionale Wirtschaftsverbände, Kammern und Institutionen sind Inte-ressensvertretungen von Gewerbetreibenden. Grundsätzlich spiegelt sich in die- senInstitutionen ein Stück weit die Realität der Wirtschaft im Allgemeinen wider, in der nach wie vor die Gleichstellung von Frauen und Männern nicht auf allen Ebe- nen und in allenBranchen umgesetzt ist.

Ein Umdenken geschieht jedoch meist nicht von allein. Deshalb sind verbindliche Vorgaben für die Wirtschaft hilfreiche Maßnahmen, um den Anteil von Frauen an der Spitze zu erhöhenoder auf paritätische Besetzung in Gremien oder auf Podien zu bestehen. In denAufsichtsgremien der verschiedenen Institutionen sollte analog zum „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Füh- rungspositionen“ (FüPoG) eine feste Geschlechterquote von mindestens 30 Pro- zent festgelegt werden. Nach Einführungdieses Gesetzes 2015 hat sich der Frau- enanteil in den Aufsichtsräten der börsennotiertenUnternehmen deutlich erhöht und liegt nun bei 35%. Aktuell liegt der Entwurf für das zweite FüPoG im Bundes- kabinett vor, mit dem Ziel, auch in Vorständen börsennotierter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedernein Mindestbeteiligungsgebot von einer Frau einzuführen.

Um Gleichstellung weiter voran zu bringen muss, aus Sicht der Frauenbeauftrag- ten, bei öffentlichen Veranstaltungen eine paritätische Besetzung gewährleistet werden. So sollten beiWirtschaftsfragen auch Frauenwirtschaftsverbände wie z.B. der VDU gehört werden, der sichfür Chancengleichheit und gleichberechtigte Teil- habe von Frauen am Wirtschaftsleben einsetzt. Gerade um die wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Corona Pandemie zu bewältigen, ist die Einbezie- hung aller relevanten Akteur_innen notwendig. Aber auch um z.B. dem Fachkräf- temangel entgegenzuwirken oder die Digitalisierung weiter voran zubringen, ist die Expertise von Fachfrauen nötig, um bessere Entscheidungen zu treffen.