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Eigentlich sollte die Polizeiverordnung zum neuen Stadion schon Mitte Juli abgestimmt werden. Da versäumt wurde, die Fanszene in die Ausarbeitung miteizubinden, hat die JUPI-Fraktion eine Vertagung und einen Dialog mit den organisierten Fans gefordert. In diesem Dialog wurden Kompromisse in manchen Formulierungen gefunden, auch wenn nicht auf alle Forderungen der Fans eingegangen wurde. Als die geänderte Vorlage dann von der Verwaltung nochmals am 28.07. auf die Tagesordnung des Gemeinderats gesetzt wurde, wurde sie kurzfristig zurückgezogen, da mehrere Änderungsanträge von verschiedenen Fraktionen vorlagen. In einem daraufhin anberaumten Fraktionsgespräch konnten jedoch nicht alle Kritikpunkte der Fraktionen geklärt werden.

Deshalb stellte die JUPI-Fraktion zusammen mit anderen Fraktionen Änderungsanträge, um weitergehende Forderungen der aktiven Fanszene aufzugreifen.

Zentral ist dabei der Geltungsbereich der Polizeiverordnung. Wie schon in der ersten und zweiten Version der Verordnung ist auch jetzt vorgesehen, dass die Gebiete der Universität, des Wolfsbucks und des Mooswalds Teil des Geltungsbereiches sind. In dem dazu anberaumten Fraktionsgespräch mit Verwaltung und Polizei wurde der Einbezug des Universitätsgeländes mit den Sicherheitsinteressen der Universität begründet. „Wir sehen zwar noch immer nicht, warum die Interessen der Universität nicht auch mit den geltenden Bestimmungen des allgemeinen Ortspolizeirechts gedeckt sind, nehmen aber im Sinne eines Kompromisses Abstand von der Forderung, den Geltungsbereich hier zu verkleinern“, erklärt Maria Mena. Aufrechterhalten will die JUPI-Fraktion aber die Verkleinerung des Geltungsbereiches am Wolfsbuck und im angrenzenden Stadtwald. Mit anderen Fraktionen hat die JUPI-Fraktion einen entsprechenden Antrag gestellt. „Einschränkungen im Rahmen einer Polizeiverordnung müssen für uns gut begründet sein“, erläutert Maria Mena die Beweggründe, „im Fraktionsgespräch konnte uns keine stichhaltige Argumentation geliefert werden, warum die Polizeiverordnung auf diesem Gebiet einsatztaktisch notwendig sei.“ Im Rahmen der Verabschiedung der Verordnung soll auch eine Evaluation nach einem Jahr vereinbart werden. Hier fordert die JUPI-Fraktion eine Hinzuziehung der Fanszene und dass diese Evaluation erst nach einem Jahr mit voller Fanauslastung stattfinden soll. In diesem Rahmen kann dann auch über eine Gebietserweiterung debattiert werden. „Für uns ist klar: Ist ein Gebiet erstmal in einer Polizeiverordnung drin, wird es schwierig es wieder hinauszubekommen.“ erklärt Sophie Kessl das Vorgehen.

Mit derselben Argumentation forderte die JUPI-Fraktion in einem Änderungsantrag die Geltungsbereiche beim Dreisamstadion (auch „Schwarzwaldstadion“ genannt) und Möslestadion um das notwendige Maß zu verkleinern.

Weiterhin möchte die Fraktion erreichen, dass das „Werfen von Flüssigkeiten“ nicht als Straftatbestand geahndet wird. „Eine Bierdusche ist Teil gelebter Fankultur. Sollte dies Überhand nehmen, kann der SC dies in seiner Hausordnung regeln und mit dem eigenen Sicherheitspersonal eingreifen“, erklärt Sophie Kessl.

Der JUPI-Fraktion ist wichtig, dass das neue Stadion auch für einen Neuanfang der Beziehung zwischen Polizei und Fanszene genutzt wird. Die Freiburger Polizei ist bundesweit für ihr unverhältnismäßig hartes Durchgreifen in der Fanszene bekannt. „Wir hoffen, dass im Zuge des Bezugs des neuen Stadions der Dialog mit den Fans intensiviert wird, um unverhältnismäßige Repressionen zu verhindern. Ein guter Anfang wäre hier eine Änderung der personellen Zuständigkeiten in der Polizei“, fordert Maria Mena. „Wir haben in Freiburg eine starke Fanszene, die sich dialogoffen zeigt und auch politisch engagiert. Dieses Engagement darf nicht durch eine harte Hand bei der Polizei verhindert werden“.

Neben den inhaltlichen Änderungen forderte die JUPI-Fraktion gemeinsam mit anderen Fraktionen, dass rund um das Stadion Toiletten und Trinkwasserspender installiert werden.

Leider fanden in der Gemeinderatssitzung die meisten dieser Änderungsanträge keine Mehrheit. Folgerichtig hat die JUPI-Fraktion die Vorlage abgelehnt. Die Chance auf einen echten Neuanfang zwischen Fans und Polizei wurde so vertan.