Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, geschätzte Kolleg*innen, werte Frau Thomas,

Während in Spanien Menstruationsurlaub, sichere Abtreibungen schon ab 16 Jahren und ein Verbot von Catcalling schon fest in Gesetze gegossen wurden und sogar über ein Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Politik und in der Wirtschaft diskutiert wird, streiten sich hier in The Länd alte, weiße Männer weiter übers Gendern… und über den schicksalhaften Erfolg des Frauennachttaxis. Ein Opfer des eigenen Erfolgs.

Sophie Kessl, Stadträtin Die PARTEI

Der Begriff Opfer ist in diesem Zusammenhang bewusst gewählt – denn warum wurde das Instrument Frauennachttaxi eingeführt? Um Blutbürgerinnen – hier im weiteren Text „Frauen“ genannt – in der Nacht vor Übergriffen zu schützen. Weil es leider immer noch notwendig ist. Weil Frauen nachts alleine mit Schlüssel in der einen und Pfefferspray in der anderen Hand nach Hause laufen. Weil Frauen sich ständig umdrehen, um sich zu vergewissern, dass frau nicht verfolgt wird. Weil jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau durch einen Femizid getötet wird – auch in unserem beschaulichen Freiburg sind es dieses Jahr schon mindestens zwei – Dunkelziffer unbekannt. Wer in diesem Zusammenhang übrigens von „Beziehungsdrama“ oder sonstigen Formulierungen schwafelt, verkennt die Gefahr und ist ein Idiot.

Weil es immer noch keine Männerausgangssperre gibt – die Verwaltung darf an dieser Stelle auch gerne gespannt lauschen – diese Auflistung ist nämlich der Grund, warum mein kürzlich gestellter Antrag absolut kein Spaßantrag war.

Weil wir immer noch in einem Patriarchat leben.

Nun stellt sich also heraus, dass dieses sehr erfolgreiche Instrument zum Schutz von Frauen so gut angenommen wird (Hurra!), dass es zum Opfer seines eigenen Erfolges wird. Und da jetzt Taxifahrende auch noch die Dreistigkeit besitzen, nicht unter dem Mindestlohn Nachtschichten zu fahren, weil wir immer noch keine betriebsgünstigen E-Autos als Taxen haben und Kraftstoff in letzter Zeit teuer geworden ist – wird die ganze Nummer ganz schön teuer. Die eigentlich sinnvolle Aktion wäre nun das Frauennachttaxi noch zu vergünstigen – eine so erfolgreiche Einrichtung zum Gewaltschutz von Frauen könnte man in ein Sondervermögen packen und es so am Haushalt und am RP vorbeischleusen – funktioniert ja in anderen Bereichen auch. Keine gute Idee ist davor gefeit, dass sie für ein paar Euro Ersparnisse kaputtgemacht werden könnte. Wann fordert die fdP eigentlich Frauennachtflugtaxis? Oder irgendwas mit e-Fuels? Grüße gehen raus an alle Start-Up Entrepreneurs!

Wenn ihr also das Frauennachttaxi missbraucht habt, um damit zu Burger King zu fahren: schämt euch.

Wenn ihr eure Fahrtstrecke an den Rand des Stadtgebiets optimiert: Schämt euch.

Überhaupt: Wenn ihr außerhalb des Stadtgebiets wohnt: Schämt euch.

Wenn ihr mit solchen billigen Strohfrauargumenten im BZ-Artikel versucht, Stimmung gegen ein Frauennachttaxi zu machen: Schämt euch.

Aber vor allem: wenn ihr nicht bereit seid, Geld in die Sicherheit der Frauen zu investieren: Schämt euch.

Fragt mal bei den Seelsorgeeinrichtungen nach, was Traumatherapie kostet. Das Geld fürs Nachttaxi ist gut angelegt.

Damit sich diese Leistung also weiterhin alle – und nicht nur verwöhnte Gören aus Herdern leisten können – soll es weiterhin für ausgewählte Bevölkerungsgruppen 7€ kosten. Für den Rest bitte 9€, wer den Fahrer*innen dann noch was Gutes tun mag, darf den einen Euro dann auch gern als Trinkgeld hinterlassen.

So. Ich schmeiß mir jetzt ne Ibu um meine Menstruationsschmerzen weiter zu ertragen und träum vom Urlaub in Spanien.

Gute Nacht.