Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, geschätzte Kolleg*innen, werte junge und mittelalte Menschen, die gerne mal in Parks rumsitzen,

Sophie Kessl, Stadträtin Die PARTEI

ein gewisser Jürgen ähm Klopp sagte einst „Es war alles gut. Die Stadt, das Stadion, sogar das Wetter. Nur das Ergebnis finde ich weiterhin scheiße.“

Denn jetzt haben wir erst letzte Woche ein paar wirklich tolle Erfolge für junge Menschen – mit oder ohne eigenem Wohnzimmer – errungen. Kulturstraßenbahn, mehr öffentliche Toiletten etc. und dann dauert es keine Woche, dass wir wieder mit Einschränkungen um die Ecke kommen. Das ist mein Freiburg! Fantastisch! Nur nicht zu schnell zu urban werden! Nur nicht zu ansprechend für junge Menschen sein! Die können sich die Wohnungen hier doch eh nicht leisten. Lieber noch ein bisschen mehr von diesem Kleinstadt-Feeling. Sheesh.

Jetzt mal Spaß bei Seite, sich mit einer Kleinstadt wie Heidelberg zu vergleichen ist einer Crime City No. 1 in Baden-Württemberg nicht würdig.

Drehen wir das Spielchen doch mal um: stellen wir uns Rentnerhorden vor, die mit Sammelpunkten bewaffnet durch die Straßen marodieren und junge Menschen mit Blasmusik und Grammophonen auf den Schultern morgen um sechs aus dem Bett holen, weil sie durch die senile Bettflucht nicht mehr schlafen können. Wie schnell hätte das dann wohl die Kommunalpolitik auf dem Schirm? Was würde die Verwaltung dann gegen diese wild gewordene Meute Silversurfer machen?

Ich habe mir übers Wochenende ein paar Gedanken zu Alternativen gemacht und würde diese ihnen gerne vorstellen:

  1. Der Life-Hack für Anwohnende: Hörgerät in der Nacht leiser oder gleich ausstellen – hat auch den Vorteil, dass man den Wecker am Morgen entspannt verschlafen kann.
  2. Boomer verbieten. Schließlich begann mit der Erfindung der Jukebox (und der Beat-Musik) die Verluderung der Sitten.
  3. Schallschutzmauer – begrünt!

Balkonsolar machts vor, Immissionsschutz einfach selber machen! Schutzmauer statt Gartenzaun – das Ganze noch begrünen – fertig ist die perfekte Schlafatmosphäre bei offenem Fenster.

  1. Hinweisschilder – extended aka Säule der Toleranz 2.0

Die mickrigen Schildchen am Seepark finden ja kaum Aufmerksamkeit. Wie wäre es denn mit großen LED-Tafeln, die das Seepark-Ufer säumen und die ganze Nacht auf die mögliche Ruhestörung hinweisen? Oder mit einer gigantischen leuchtenden Säule, die darauf hinweist, dass es spät ist und man somit auch bitte etwas leiser sein soll? … Irgendwie kommt mir dieses Konzept schon bekannt vor… die Form könnte der Form einer Stele von Rosa Luxemburg ähneln… oder einem Schweigeeinhorn. Alternativ würde ich die Nachtmediator*innen gerne mit einem Megaphon ausstatten, damit sie etwaige Störungen lautstark kundtun können und darauf aufmerksam machen, dass es zu laut ist.

  1. Den VD mit Schlafstöcken statt mit Schlagstöcken ausstatten! Wie das Ganze dann aussieht, dürfen sie sich gerne in ihren Träumen ausmalen.

Vorschläge aus der Community kamen übrigens auch noch rein: eine VAG-Blaskapelle zur Besänftigung der Anwohnenden, Beschwerden müssen in Zukunft ab Mitternacht mit einer Kazoo kundgetan werden, anliegende Wohnungen in Spätis umwandeln. Sie sehen, die Alternativen liegen auf der Hand.

Irgendwann sollten wir uns dann doch überlegen, wie man mit so unterschiedlichen Bedürfnissen umgeht. Warum müssen junge Menschen samstags oder sonntags früh morgens Kirchengeläut ertragen? Warum muss man ihnen den verdienten Schlaf so grausam entreißen? Nur weil sie keine Lobby haben? Weil sie unter 16 nicht wählen dürfen? Weil sie in unserer überalternden Gesellschaft unterrepräsentiert wird? Denken Sie da mal drüber nach.

Der Ring politischer Jugend hat am Sonntag eine Petition gestartet und jetzt schon über 2500 Unterschriften. Dieser Satzung zuzustimmen ist ein Schlag ins Gesicht all dieser jungen Menschen.

Meine Fraktion lehnt diese Vorlage selbstverständlich ab. Für alle Menschen ohne eigenes Wohnzimmer und Garten.

Schließen möchte ich mit einem Zitat der Legende H.P. Baxxter:

MARIA BELIEVE ME I LIKE IT LOUD!