„Und das Wohnmobil hat Räder verdammt

 Doch wir können hier nicht weiter, hier ist Fledermaus Land

 Und so bleibe ich in der Wagenburg und lebe hier  

Kannst du die Berge nicht erreichen, hol den Schnee zu dir.“

Trailerpark: Fledermausland (2012): https://www.youtube.com/watch?v=NBcT3khzAEg
Sophie Kessl Foto: Felix Groteloh

Sehr geehrter Herr Oberinstameister, durchlauchte Daseinsberechtigte, werte Wohnsitzhabende, geschätzte Gossenbosse, servus Schattenparker, Grüezi Radlager*innen!

Ein neuer Wagenplatz in Freiburg – na das hätte man sich vor zehn Jahren beim Kommando Rhino wohl auch nicht träumen lassen! Dieses Mal, ganz ohne große Kontroversen, dafür aber mit einem Bürgerverein, der damit sogar einverstanden ist. Wer hätte das gedacht. Da werden die Leute aus der Köpi ganz neidisch.

Wägler*innen pflegen einen reduzierten, einfachen aber individuell bestimmten Lebensstil. Für Freiburger*innen, die in ihrer Penthousewohnung in gentrifizierten Stadtteilen wohnen – huhu Sonnhalde – ist das sicherlich schwer vorstellbar, auf weniger als 20qm zu leben, aber ja, das gibts und leider werden diese Bedarfe immer größer. Dass Wagenburgen sicherlich nicht das Allheilmittel für bezahlbaren Wohnraum für die Masse sind, ist klar. Dennoch freuen wir JUPIs uns darüber, dass dieser Standort in St. Georgen gefunden wurde und der Verein Radlager dort die nächsten fünf Jahre – um im Gossenjargon zu bleiben – residieren darf.

 Ganz unter dem Motto: Frieden den Wohnwägen – Krieg den SUVs!

Und auch für die konservativen Motorenfans hier in den Reihen ist bei der Sache was dabei: Wagenplätze wie dieser werden wohl in 20 Jahren die einzigen Orte sein, wo man die allerletzten Dieselmotoren, schlecht gedämmte Wände und Holzheizungen ohne Filter betrachten kann! Wir schaffen somit auch ein Freilichtmuseum der vormodernen Transport- und Klimatechnik.

Wagenplätze lösen also nicht unser großes Wohnungsproblem, sie bilden maximal einen kleinen Baustein in all den Maßnahmen. Und Wagenplätze sind auch kein romantischer Protest gegen Investor*innen, die immer höhere Mieten aus Bruchbuden rauspressen.

Es ist wohl deshalb auch nur eine Frage der Zeit bis Betreiber*innen von Luxusstudierendenwohnheimen dieses Lebensmodell für ihre Gewinnmaximierung entdecken und kleine schnuckelige Tiny-Häuser für 2.000€ netto vermieten.

Nichts destotrotz begrüßen wir diesen Schritt der Verwaltung und wünschen dem Verein Radlager einen guten Start.

In diesem Sinne: Mehr wohnbarer Fahrraum für alle!

Vielen Dank.