gehalten in der Gemeinderatsitzung am 03.03.2020

Liebe Anwesende,

Foto: Felix Groteloh

Als erstes möchte ich mich für die Vorlage sowie die bisherige Arbeit von Herr Dr. Stockhausen und seinem Team, sowie dem guten Input des Beirates bedanken. Für die Listen der JUPI Fraktion ist die Einrichtung eines Dokumentationszentrums Nationalsozialismusschon lange eine Herzensangelegenheit. In Zeiten in denen der Nationalismus in Europa an Stärke gewinnt, sich auch in Freiburg antisemitische Übergriffe wieder häufen und Faschisten versuchen sich unter dem Deckmantel der Demokratie wieder in der Gesellschaft und der Politik breit zu machen, ist es wichtiger denn je, sich dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zu stellen und dieses aufzuarbeiten. Wir brauchen einen zentralen Lern- und Dokumentationsort in Freiburg. Dieser soll den Freiburgerinnen und Freiburgern das Wissen und die Werkzeuge an die Hand geben, welche nötig sind, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. 

Aber es geht nicht nur um Wissen und Reflexion, sondern auch um Gedenken. Nach den Faux Pas die der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat im Kontext des Platz der alten Synagoge passiert sind und der darauf folgenden Diskussion wurde klar, wie wichtig ein solcher Raum für Freiburg ist.


Wir freuen uns, dass unser Antrag zur Konzeptionierung eines Digitalkonzeptes übernommen wurde. Der physische Raum des Dokuzentrums ist beschränkt. Mit den Mitteln der Digitalisierung können wir diesen Raum erweitern und der Dauerausstellung die inhaltliche Tiefe geben, welche sie benötigt.

Da die Zielgruppe des Dokumentationszentrums Nationalsozialismus vornehmlich Jugendliche sind, können wir diesen mithilfe eines gut ausgearbeiteten Digitalkonzepts eine zeitgemäße Didaktik bieten und gleichzeitig für eine spielerische Multiplikation der Inhalte innerhalb ihrer Peer-Groups erreichen. 

Wir begrüßen auch, dass man sich einstimmig gegen die namentliche Zusammenlegung zum Haus der Demokratie entschieden hat. Wir tendieren in Freiburg dazu, stets alles unter einen Hut bekommen zu wollen. Hohe Qualität erfordert allerdings eine gewisse Spezialisierung. Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen, mit dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus eine Institution zu etablieren, die nicht nur eine hochwertige Bildungseinrichtung wird, sondern es vielleicht auch schafft, das Denken in Freiburg zu ändern, den Finger in die Wunde zu legen und sich endlich adäquat mit der schrecklichen Vergangenheit Freiburgs auseinander zu setzen. 

Wie nötig das ist, zeigt eine sich selbst demaskierende AfD, welche ihre faschistische Fratze dann zur Schau stellt, wenn sie offene und nachdrückliche Antisemiten wie Heidegger verteidigt unter dem Banner der Geschichtswissenschaft und dem Erinnern, sich aber wiederholt auf die Barrikaden stellt, wenn es um das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus geht. Diese krude Logik mit dem Wunsch nach einer positiven Darstellung der deutschen Geschichte zu begründen zeigt ganz deutlich, welche Ideologien die AfD hochhalten will und welche sie verhindern möchte.