Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Martin W.W. Horn,
wir wenden uns heute an Sie mit der Bitte, die Verfügung die dem Späti im Stühlinger den Ausschank von alkoholischen Getränken ab 22:00 Uhr untersagt, wieder zurückzunehmen.
Wie sie sicher wissen, wird der Späti Mitte Juni seine Türen schließen müssen. Eine solche Anordnung macht im Blick auf die gültigen Abstandsregeln und dem baldigen Ende des Spätis kaum Sinn und erweckt den Eindruck, als würde die Stadt hier in einem Konflikt, der schon einseitig gelöst wurde, nochmal nachtreten. Desweitern sorgt es zurecht für Unverständnis, wenn die Stadt erst ein Späti-Gewerbe zulässt und dann nachträglich dessen Geschäftsgrundlage per Anordnung zerstört.
Eine kleine Gruppe Anwohner*innen hat ihren Willen, wie so oft in dieser Stadt ohne Kompromissbereitschaft zu zeigen durchgesetzt und mal wieder schließt ein Ort des Freiburger Nachtlebens für immer seine Türen.
Statt Kommunikation und Dialog wird direkt mit der Brechstange agiert. Leidtragende sind die, die eben nicht die guten Kontakte in Verwaltung oder zu großen Anwaltskanzleien haben.
Die rasante Belegung des Lederleplatzes in den letzten Sommern verweist darauf, dass es in dieser Stadt offenkundig ein Bedürfnis gibt, gemeinsam mit vielen anderen Zeit im öffentlichen Raum zu verbringen, zu feiern, Musik zu machen und auch zu tanzen. Ob nun die Schließung des Spätis auch dazu führt, dass sich die Situation auf dem Lederleplatz ändert, wird sich zeigen.
Wir sehen es als Fraktion grundsätzlich problematisch an, dass in der zweitjüngsten Stadt der Bundesrepublik die Bedürfnisse junger Menschen so mit Füßen getreten werden. Freiburg wird auf lange Sicht mit dieser „Not in my Backyard“-Mentalität nur verlieren. Besonders an Attraktivität als pulsierende, junge Universitätsstadt.
Doch Freiburg lebt von dieser Attraktivität und die Stadt sollte sich hier dringend Konzepte
überlegen, wie die Bedürfnisse nach Geselligkeit, einem unkommerziell nutzbaren öffentlichen Raum in der Stadt und Feiern besser in die Stadt integriert werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Simon Sumbert, Fraktionsvorsitzender
Sergio Pax, Stadtrat
Ramon Kathrein, Stadtrat
Sophie Kessl, Stadträtin