AN:

Landrätin Dorothea Störr-Ritter

CC: Oberbürgermeister Martin Horn

Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Freiburg den 25.10.2020

Sehr geehrte Landrätin Dorothea Störr-Ritter,

die Corona-Pandemie nimmt wieder Fahrt auf und auch in Freiburg steigen die Zahlen der Neuinfektionen wieder. Wir sind froh, dass sie umsichtig reagieren und die Regeln verschärfen. Auch wir wollen gerne einen Beitrag leisten, die Pandemie einzudämmen. Doch stören wir uns an der verordneten Sperrstunde, sowie dem Verbot des sog. Gassenschanks für Gastronom*innen.

Der wohl wichtigste Unterschied zur Situation im März ist, dass wir nun auf einige Erfahrungswerte zurückgreifen können, wie und wo sich das Virus gerne ausbreitet. Wie sie sicher auch wissen, zählt die Nachtgastronomie, soweit sie strenge Hygienepläne umsetzt, nicht dazu. Das Infektionsgeschehen findet laut dem RKI überwiegend im Privaten statt. Mit der jetzt von Ihnen durchgesetzten Sperrstunde wird allerdings der Eindruck vermittelt, die Nachtgastronomie wäre verantwortlich für das jetzige Infektionsgeschehen. Es mag erstmal logisch klingen, dass unsere Gäste unter Alkoholeinfluss etwas laxer mit den AHA Regeln umgehen. Wir können ihnen aus mehrmonatiger Erfahrung sagen, wenn, dann handelt es sich dabei um Einzelfälle, der größte Teil unserer Gäste hält sich vorbildlich an die AHA Regeln.

Die Wirte leiden mit am härtesten unter der Pandemie, schicken dennoch regelmäßig Gäste fort, weil die Abstandsregeln eine Bewirtung nicht zulassen. Sie leisten aktive Aufklärung über den Corona Virus und seine Verbreitung, haben Mehrarbeit mit der korrekten Erfassung der Kontaktdaten und den regelmäßigen Hygienemaßnahmen wie lüften und desinfizieren. Sie sorgen somit an vorderster Front für die Einhaltung und ein besseres Verständnis der Regeln. Ebenfalls gibt es hier weitaus wirksamere, staatliche Kontrollmechanismen, wie durch spontane Besuche der Polizei oder der kommunalen Polizeibehörde. Durch die jetzt ergriffene Sperrstunde wird das Bedürfnis zu trinken und sich zu treffen nun noch mehr ins Private abgeleitet, wo keine Kontrolle möglich ist. 

Das Verhängen einer Sperrstunde ist unserer Meinung nach eine zu einfache Antwort auf eine komplexe Problemlage. Hier soll der Eindruck vermittelt werden, dass mit dieser Maßnahme dann wieder alles unter Kontrolle sei, aber nach bisheriger Erkenntnis wird sie kaum positiven Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben. Das gleiche gilt für das Ausschankverbot in die „Gasse“. Wenn Supermärkte und Tankstellen weiterhin Alkohol verkaufen können, sorgt diese Maßnahme kaum dafür, dass an öffentlichen Orten weniger getrunken wird.

Wir wollen mutige Politiker*innen, die den Mut aufbringen sollten, wirksame Entscheidungen zu treffen. Und wir machen gerne und engagiert mit, um die Virusverbreitung einzudämmen, wir sträuben uns aber dagegen, wie ein Sündenbock behandelt zu werden.

Wir fordern Sie hiermit auf, nehmen Sie die Sperrstunde und das Ausschankverbot zurück.

Ebenfalls fordern wir mehr Unterstützung und Kontrolle bzgl. Einhaltung der AHA Regeln im öffentlichen Raum und eine Aufklärungsarbeit in allen gesellschaftlichen Gruppen – basierend auf aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen. 

Wie Sie sich vorstellen können, sind wir mit unseren Kneipen und Bars schon am Anschlag und jede weitere Einschränkung kann für uns das Ende unserer Existenz als selbstständige Gastronom*innen bedeuten.

Einige von den Unterzeichner*innen werden ebenfalls den Rechtsweg gegen die Sperrstunde gehen.

Mit freundlichen Grüßen

Café Atlantik                                     Eimer MusicPub Freiburg

Café Ruef                                          Swamp

Schwarzer Kater                               Beat Bar Butzemann 

ELPI                                                    One Trick Pony 

Juris Bar                                            BAR am Funkeneck 

Brennessel                                        Légère

Babeuf                                               Litfass

Egon 54                                             Räng Teng Teng

JUPI Fraktion                                     Urbanes Freiburg

Multicore Freiburg e.V.                   United We Stream Upper-Rhine