Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,

die unterzeichnenden Fraktionen beantragen, die Beschlussfassung des Top 4 um folgende

Punkte zu ergänzen:

3. Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung eine Erhöhung der Quote des Kontingents von

Bestandswohnungen, die die FSB jährlich für wohnungslose Personen zu Verfügung stellt, von

10 auf 15% zu prüfen und dem Gemeinderat zum Beschluss vorzulegen. Die so zusätzlich zur

Verfügung gestellten Wohnungen sollen nach den Kriterien des Housing-First-Ansatzes

vergeben werden. Mitberücksichtigt werden sollen bei diesen Wohnungen auch Personen, die

auf der Straße leben und über die Straßensozialarbeit betreut werden.

4. Ebenfalls wird die Verwaltung beauftragt, eine Strategie zu entwerfen, wie die Stadt bis 2030

die Unterbringung Wohnungsloser in Wohnheimen möglichst ganz aufgeben kann. Wir bitten

hierbei auch um eine Aufschlüsselung der Kosten, die die Stadt pro Doppelhaushalt aktuell für

die Wohnheime aufbringt. Das Konzept soll einen Zeit- und Kostenplan enthalten und bis Ende

des Jahres 2022 in den entsprechenden Fachausschüssen debattiert und anschließend dem

Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden.

Begründung:

Im Vergleich zu anderen Kommunen ist die Wohnungslosenhilfe in Freiburg gut aufgestellt:

Unbefristete Verweilzeiten in der Notunterbringung, zugehende Sozialarbeit für jeden

Wohnheimplatz und eine gute Zusammenarbeit mit der FSB, die eine dem Housing-First-Ansatz

sehr nahe Vermittlung mietfähiger Personen in privaten Wohnraum ermöglicht. Letzteres ist

die nachhaltigste Lösung, um Menschen langfristig aus der Wohnunglosigkeit zu holen und

ihnen ein selbstbestimmtes Leben zurückzugeben. Die Unterbringung in Wohnheimen kann

und sollte nur eine kurzfristige Lösung darstellen. Sie kann den eigenen Wohnraum nicht

ersetzen, ist recht kostspielig und birgt die Gefahr, dass die dort untergebrachten Menschen

dauerhaft in der Wohnungslosigkeit verbleiben und so zum Teil einen nicht reversiblen

Verelendungsprozess durchleben.

Es hat sich gezeigt, dass die Akquise von Wohnungen für wohnungslose Mitbürger*innen auf

dem freien Wohnungsmarkt sehr schwer ist. Deshalb sehen wir eine Erhöhung der Quote für

freiwerdende Bestandswohnungen der Stadtbau als notwendigen, nächsten Schritt.

Im zweiten Schritt braucht es aus unserer Sicht ein Handlungskonzept zur Bekämpfung der

Wohnungslosigkeit mit dem Ziel, die Wohnheime bis 2030 möglichst aufzulösen. Dafür soll

aufgezeigt werden, wie Wohnungslose, insbesondere betroffene Familien und Geflüchtete,

direkt in Wohnungen vermittelt werden können. Denkbar wäre dies zum Beispiel über weitere

Quotierungen, den Umbau der Wohnheime in Wohnungen bzw. betreutes Wohnen, die

Schaffung weiteren Wohnraums in Einfachbauweise oder eine stärkere Verpflichtung von

privaten Wohnungsbauträgern.

Parallel wünschen wir uns eine Prüfung von Alternativen zum klassischen Wohnheimplatz für

Personengruppen mit mehr Unterstützungsbedarf, z.B. durch den Ausbau von betreuten

Wohnformen.

Gezeichnet:

Ramon Kathrein, Stadtrat JUPI Freiburg & Maria Mena, Stadträtin JUPI Freiburg

Jan Otto, stv. Fraktionsvorsitzender Grüne & Pia Federer, Stadträtin Grüne

Felix Beuter, Stadtrat Eine Stadt für Alle & Irene Vogel, Stadträtin Eine Stadt für Alle

Julia Söhne, Fraktionsvorsitzende SPD-Kulturliste &Renate Buchen, Stadträtin SPD-Kulturliste

Wolf-Dieter Winkler, Stadtrat Freiburg Lebenswert