Guten Tag liebe Anwesenden,

Die Stadt bei Nacht – sie ist mehr als nur die schmutzige Parallelwelt als welche sie im städteplanerischen und politischen Kontext lange betrachtet wurde. Sie ist Kultur, sie ist sozialer Raum und sie ist ein Wirtschaftszweig. Clubsterben und eine instabile Gastronomie haben in anderen Städten schon früh zur Etablierung eines Büros für Nachtmanagement geführt. Dieses Thema sind wir nun endlich auch in Freiburg angegangen.

Für Gastronom*innen, Clubbetreiber*innen und Spielstätten ist die Lage in Freibug schwierig. Hohe Mieten und Investoren treiben die Preise in die Höhe, das studentische Publikum ist weniger zahlungskräftig und die verdichtete Stadt erschwert Raumfindung und befeuert Nutzungskonflikte.

Gleichzeitig ist die Bedeutung des Nachtlebens für Freiburg besonders wichtig. Es stellt einen Standortfaktor dar, insbesondere um junge Fachkräfte anzuziehen, die bei der Arbeitsplatzauswahl immer mehr Wert auf das „drumherum“ legen, als nur auf die Karriereoptionen. Wenn Freiburg als Schwarmstadt kompetitiv bleiben möchte, müssen wir in diesen Sektor investieren.

Spielstätten, die sich nicht völlig dem kapitalistischen Kampf um zahlende Gäste hingeben, wie beispielsweise das White Rabbit, zahlen dafür oft den ultimativen Preis und müssen generischen Cocktailbars weichen. Darauf müssen wir als Stadt antworten und deshalb spielt Kulturförderung in diesem Kontext eine Rolle.Spielstätten, die auf Kosten ihrer Einnahmen einen Mehrwert für die Gesellschaft bieten, müssen eine besondere Unterstützung erfahren. Die Ansiedlung im Kulturamt ist daher nachvollziehbar, und wie aus der städtischen Vorlage hervorgeht auch von allen Beteiligten gewünscht.

Mit unserem interfraktionellen Änderungsantrag ist es uns dennoch wichtig, zentrale Punkte der Förderung der Nachtökonomie weiter herauszuarbeiten. Auch klassische getränkebasierte Gastronomien sind soziokultureller Treffpunkt und Wirtschaftssektor in Freibug. Viele Studierende arbeiten in diesem Sektor und finanzieren sich so erst das Studium, durch das sie zur wertvollen Fachkraft werden.

Die Stakeholder des Nachtlebens sind also breit aufgestellt und vielseitig. Daher brauchen wir eine flexible Stelle mit eigenen Kompetenzen, um dieser anspruchsvollen Querschnittsaufgabe gerecht zu werden. Durch das Zusammenlegen mit dem Pop-Support soll hier ein starkes Team entstehen, das mit Tilo Buchholz bereits einen guten Kontakt in die Livemusik-Szene hat, aber auch gefestigte Kontakte in die FWTM, sodass die Netzwerkarbeit auf kräftigen Beinen steht.

Da Lärmkonflikte zentrale Probleme für viele Venues sind, können wir dieses Thema aus dem Aufgabenprofil nicht gänzlich ausklammern. Selbstverständlich brauchen wir hier keinen „Kümmerer“, der einzelne Beschwerden behandelt, sondern viel mehr jemanden der oder die konzeptionell an der Thematik Lärmkonflikt arbeitet und dabei die Perspektive von Veranstalterinnen und Veranstaltern in der Stadtplanung mitdenkt, um Konfliktherde gar nicht erst entstehen zu lassen.

Uns ist bewusst das der Umfang der Aufgaben, selbst in Kombination mit dem Pop-Support bei diesem Stellenumfang nicht gänzlich erfüllt werden kann. Uns ist dennoch wichtig die Laufrichtung anzustoßen und nicht bereits in der Entwicklung des Stellenprofils entscheidende Einschränkungen zu geben. Stattdessen wollen wir der Vielfältigkeit dieser Querschnittsaufgabe gerecht werden und richtungsweisende Markierungen setzen.

Die personelle Erweiterung und zukünftige Entwicklung des neu entstehenden Büros wird definitiv ein Thema für die Zukunft werden. Für heute möchte ich mich erstmal bei allen bedanken, die viel Hirnschmalz und Arbeit in die Entwicklung dieses Stellekonzeption gesteckt haben. Die Verwaltung, meine Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Fraktionen, aber auch der IG-Subkultur und Expertinnen aus anderen Städten, welche wir zur Beratung herangezogen haben. Ich glaube der doch intensive Prozess hat dazu geführt, dass die Vision Nachtleben neu zu denken bei vielen angekommen ist. 
Vielen Dank.